C-WM in Belgrad (Serbien)

Neuer Ground, neuer Länderpunkt und viele lustige Erlebnisse rund um die C-WM in Belgrad (Serbien)

Start des glorreichen Ausfluges war der frühe Morgen am Donnerstag. Um 04:30 Uhr klingelte der Wecker, leider vergebens, ich war schon auf den Beinen. Nach dem morgendlichen Wasser im Gesicht und einer guten Stärkung startete die Dreiköpfige Reisegruppe aus Dresden gen Praha, genauer gesagt ging es über tschechischen Asphalt, Stock, Gleich (mehrfach) und Stein nach Tuchoměřice, wo für günstige 400,00 Kc (16,00 €) eine Bleibe für das treue KfZ gefunden wurde. Eigentlich sollten die fehlenden 25% der Reisegruppe gegen 8:00 Uhr auch dort eintreffen, taten sie leiden erwartungsgemäß nicht. So ging es für die verbleibenden 75% mit dem Shuttle und einem völlig übermüdeten Fahrer zum  Letiště Václava Havla Praha (Flughafen Václav Havel Prag). Dort angekommen begaben wir uns direkt und ohne Umweg zum Checkin. Die durchschnittlich 10 kg / Person waren rasch aufgegeben, so dass noch Zeit für einen Kaffee im Restaurace na zlatý M. Für 25,00 Kc gab es das durchaus heiße Getränke. Der erneute Blick zum Checkin-Schalter offenbarte nun auch die fehlenden 25% der Reisegruppe. Vergeblich blieb der Versuch serbische Währung auf tschechischem Boden zu erstehen. Nach diversen Kontrollen und dreimaligen Vorweisen des Persos waren wir der Propellermaschine sehr nahe. Die Plätze waren eingenommen und der Flieger begab sich pünktlich 9:30 Uhr in die Luft.

Nach gut zwei Stunden Flug, der ohne Komplikationen verlief landeten wir um 11:20 Uhr auf dem Nikola-Tesla-Flughafen Belgrad. Auch hier ging es verhältnismäßig flott. Landestypische Devisen wurden zum stolzen Kurs von 1:111 getauscht ud nun waren wir sogar zahlungsfähig. Der nun folgende Versuch mit einem Taxi den Weg vom außerhalb liegenden Flughafen in die Stadt zum Hotel zu überwinden misslang, die aufgerufene Summe von 1.800 RSD eben doch zu fett. Also ab zum erstbesten Bus. Mit der Linie 72 ging es für 300,00 RSD zumindest weit in die Stadt hinein, die restlichen 1,5 km zum Hotel realisierten wir fußläufig. Dank diverser Stadtführer(innen) erreichten wir unser Domizil für die folgenden vier Nächte, das Hotel 88rooms gut und sicher. Nachdem die Zimmer des Luxustempels bezogen waren gab es eine kurze Siesta und gegen 16:00 Uhr ging es auf zum ersten Späh-Spaziergang zur Eishalle (ca. 5 Minuten entfernt). Leider war dort heute nichts außer Training, so dass wir eine kleine aber feine Runde durch Belgrad drehten. Die nächste lustige Begebenheit gab es beim Versuch flüssige Nahrung in Form von Bier zu erwerben. An der Kasse gab es in gebrochenem aber schlussendlich mit Renterin-Hilfe Englisch die Erklärung, dass man nur Bier in Flaschen erwerben kann, wenn man Lehrgut abgibt. Bis jetzt ungeklärt ist die Frage, wie man den durchaus nachvollziehbaren Kreislauf denn beginnt. Nach einigen Telefonaten und etwas Gespräch durften wir Bier erwerben - einfach nur göttlich! Weil wir nicht artig waren, wurden wir umgehend vom Wetter gegeiselt und mussten uns einem plötzlichen Platzregen geschlagen geben. Mehr oder weniger trocken erreichten wir pari pari das Hotel und genossen das erste Jelen Pivo.

Das Abendmahl sollte eigentlich über den Dächern von Belgrad im Hotel-Restaurant eingenommen werden, zumindest waren Öffnungszeiten von 07:00 Uhr bis 22:00 Uhr ausgeschrieben. Wir nahmen wenig begeistert zur Kenntnis, dass das Lokal noch nicht geöffnet hatte und das alles wohl erst geplant sein. Also ging es über die Straße an einen kleinen Imbiss, wo es 200g gegrilltes Fleisch in Fladenbrot für erschwingliche 250,00 RSD gab. Den Abend ließen wir bei unterschiedlichen Sportsendungen im TV und dem einen oder anderen Bier ausklingen, 22:00 Uhr hieß es dann Bettruhe, Tag 2 stand vor der Tür.

 

TAG 2 - Ganz im Zeichen des Runden Leder

Nach einem sehr guten Frühstück in dem zumindest früh belebten Dachrestaurant unseres Hotels ging es für 3/4 der Reisegruppe los zum ersten von an diesem Tag geplanten Fußballspielen. Ziel war ein kleiner aber feiner Fußballplatz unterhalb der Festung Belgrads. Den circa 5 km langen Marsch von Hotel zum ersten serbischen Ground legten wir fußläufig zurück um noch einige Eindrücke einzufangen. Vorbei an geschäftigen Einheimischen, einem Markt und zahlreichen neuen und alten Gebäuden erreichten wir ohne nennenswerte Hindernisse den Platz von ???. Hier erwärmten sich beide Teams und ein aus zwei Frauen und einem Mann bestehendem Schiedsrichter-Trio. Das Spiel begann und wir stellten zwei Besonderheiten feste - zum einen wurde das Spiel führend von einer Frau gepfiffen und zum anderen traten die Gäste mit nur neun Spielern an. Fast schon erwartungsgemäß verletzten sich bis zur 27. Spielminute noch zwei Spieler der Gäste, so dass die Partie beim Stand von 3:0 abgebrochen wurde. Der Platz mit einer vierstufigen Ausbaustufe kann schon einige Zuschauer fassen, ansonsten befinden sich mehrere Gebäude am Gelände nahezu im Rohbau. Für historisch interessierte Fußballanhänger gibt es auch einen Nebenplatz nebst alter Tribüne, der Motive für das eine oder andere Bild liefert. Erwähnenswert zum Spiel selber sind eigentlich nur die ultramotivierte Jugendbande mit einigen kleinen Zaunfahnen, einer leisen Trommel und einem Grundrepertoire an Fangesängen. Der Rückweg zum Hotel führte uns auch wieder knappe 5 km durch Belgrad, vorbei an der Botschaft Österreichs, der Kathedrale des heiligen Michael, einer Fußballkarten tauschenden Meute und diversen Eisständen.

In vollständiger Reisegruppe ging es dann zum Nachmittag hin auf nach Belgrad-Voždovac. In Hotelnähe suchten wir eine Bahnhaltestelle auf und fanden schnell heraus, dass uns die Linie 10 wirklich weiterhelfen sollte. Nur ein Problem war noch nicht ganz geklärt - wie um Gotteswillen kommen wir an Billets für die Tram? Wie der Zufall so will sprach uns ein Serbe in doch ganz gutem Deutsch an. Das Gespräch übernahm der bei uns ausgewiesene Kommunikationsprofi, teilweise war das alles nicht ganz geheuer - zumindest als die beiden mal ohne jegliche Meldungen weg waren machten wir unsere Witze über den Dolch zwischen den Rippen. Aber man soll ja auch ein gewisses Grundvertrauen mitbringen und so fügte sich alles zum Guten und wir war alsbald Eigentümer von je einem gültigen Ticket für das belgrader Schienenfahrzeug. Uns war die grobe Richtung des Ziels, dem Стадион Вождовац (Stadion Voždovac), klar, jedoch haperte es an der Feinplanung, so dass wir zu rechtzeitig ausstiegen und mit der Hilfe des einen oder anderen Einheimischen das Ziel zu Fuß erreichten. Angekommen zeigte sich ein großer Einkaufstempel mit Kunstrasen auf dem Dach. Gesäumt von allseitigen Tribünen präsentierte sich der serbische Erstligist FK Voždovac Beograd seinem Kontrahenten aus Kragujevac - dem FK Radnički 1923 Kragujevac. Immerhin fanden circa 1.000 Zuschauer den Weg auf das Dach des Voždovac-Stadion, davon auch ca. 100 Gäste. Beide Blöcke machten akustisch und visuell nicht den schlechtesten Eindruck. Es waren Fahnen, Schwenker, Trommeln und auch blinkendes und rauchendes Supportmaterial dabei. Das Spiel verließen wir zu Gunsten des Abendkrachers beim Roten Stern in der 73. Spielminute beim Stand von 3:0, Spielende war 5:0. Nachdem der Abstieg vom Dach vollzogen war entschieden wir uns kurzerhand und der Einfachheit halber für ein Taxi. Zum Fixpreis von 500,00 RSD (4,50 €) chauffierte uns eine versierte Fachkracht durch den teilweise recht turbulenten Verkehr der serbischen Hauptstadt.

Sicher angekommen zeigte sich schon früh die europäische Spitzenklasse des Serienmeisters. Zahlreiche Fans in den Vereinsfarben rot/weiß säumten die Wege am und zum Stadion. Wir besorgten uns als erstes Tickets, ehe der im Außenbereich liegende Fanshop bzw. Fanartikelzelt um einige Teile erleichtert wurde. Nun ging es ab hinein ins Vergnügen. Nach Besuchen von weiteren Shops, die alles fürs Fanartikelherz hergaben, suchten für schicke Plätze, von denen man das gesamtes Geschehen voll sehen konnte. Die Anhänger des Roten Stern zeigten bei Zeiten ihre Klasse und verwandelten den Block entsprechend in eine Pyroshow. Das Spiel endete verdient 4:1 und wir traten per ÖPNV die Rückkehr ins heimische Hotel an. Erneut Fleisch in Fladenbrot gab es nicht, dafür wurde eine kleine aber feine Pizzerria gegroundet, wo es unterschiedlichste Sorten der italienischen Staatsspeise für 120,00 RSD zu erstehen gab. Nachdem wir gesättigt waren und noch ein zwei Kaltgetränke konsumiert hatten, war der Tag dann auch beendet.

TAG 3 - Wieder im Zeichen des Runden Leders

Tag drei begann wie Tag zwo im siebenten Stock unserer Herberge. Nachdem wir ausführlich Essen gefasst hatten, begaben wir uns zu dritt auf einen gut 30-Minütigen Fußmarsch zum Drittligafußballspiel im Stadion Hajduk Lion. Hier trafen die Teams von FK Hajduk Beograd auf FK BASK Beograd, das ganze in der dritthöchsten Liga, der Srpska liga, in der Staffel "Beograd". Vor offiziell angegebenen 200 Zuschauern gab es für 200,00 RSD ein mageres 1:1 (0:0). Der Rückweg bei sonnigem Wetter wurde mit einem Eis und der Fahrt im rustikalen Bus verkürzt.

 

Nach kurzem Aufenthalt im Hotel begab sich die Reisegruppe diesmal komplett auf den Weg ans andere Ende der Stadt zum OFK Beograd. Ziel war das Omladinski-Stadion, wo der Heimatclub gegen den FK Sloboda Point in der Jelen SuperLiga antrat. Wie groß der Spagat in der ersten serbischen Liga ist, mussten wir auch hier zur Kenntnis nehmen. Nachdem ein wenig aufgespießtes Obst und Vogelfutter käuflich erworben war, liefen vor insgesamt nur 600 Zuschauern die beiden Teams ein. Es gab einen offenen Schlagabtausch und das einzigste Tor der Begegnung fiel in der 45. Spielminute durch Ivica Jovanović. Auffällig auch hier: Es gab kein nennenswertes Catering und auch einen Fanshop haben wir nicht gefunden. Die WC Anlagen kann man durchaus als extrem grenzwertig bewerten, aber wir wollten ja dort nicht einziehen. Nach dem Spiel ging es mit kleinen Hürden wieder zurück ins Quartier.

TAG 4 - Stadtkultur & Eishockey

Der vierte Tag unseres Kurztrips stand ganz im Zeichen der Stadt und vor allem im Zeichen des Eishockeysports. Mit dem Bus ging es ins Zentrum und ab da einige Meter fußläufig quer durch die serbische Hauptstadt. Start war auf der Knez Mihailova, einer Einkaufspassage mit zahlreichen Geschäften. Hier ergab sich die Möglichkeit des einen oder anderen Souvenirs. Weiter ging es zum Universitätspark und weiterführend zur Festung von Belgrad. Die weitläufige Anlage zeigte allerlei Kriegsgerät, einige Tennisplätze und viel Mauerwerk. Empfehlenswert sind noch die Kirche der Hl. Petka und die Rosenkirche. Nachdem wir bei sonnigem Wetter ein kaffeehaltiges Getränk oder Bier genossen hatten, beendeten wir die Stadtwanderung an unserem Ausgangspunkt und begaben uns per ÖPNV wieder ins Hotel zurück, wo es eine kurze Pause gab.

Das Abendprogramm am letzten vollständigen Tag in Belgrad stand ganz im Zeichen der schwarzen Hartgummischeibe. Der Weg zur Eishalle wurde bereits am ersten Tag erkundet, so dass wir uns zu Fuß dort hin begaben. Angekommen standen noch zwei Partien auf dem Plan. Zuerst sollten wir Israel gegen Estland sehen, doch aus einem noch nicht vollkommen geklärten Grund hat die Eismaschine eine tiefe Rille ins Eis fabriziert, so dass die Zuschauer vom Veranstalter animiert wurden aufs Eis zu kommen und dort die Rille händig zu schließen. Damit verzögerte sich der Spielbeginn um einige Minuten. Schlussendlich sahen wir die erste Partie mit ca. 320 anderen Zuschauern. Die Pause zwischen den beiden Spielen wurde in einem Gyros-Imbiss in Eishallennähe verbracht. Spiel 2 sollte Serbien gegen Island sein, hier füllte sich die Eishalle zu Belgrad etwas und etwa 1.300 Zuschauer wollten das Ganze sehen. Die Eishalle bietet Platz für ca. 2.500 Zuschauer und hat eine Sitzplatztribüne. Eishockey ist in Serbien ein eher untergeordneter Sport, so dass die Eishalle für die vorhandenen Umstände durchaus ausreicht. Nach dem Spiel ging es zielstrebig zurück ins Quartier, dass Wetter verschlechterte sich zunehmend.

Länderpunkt #15 Serbien
Ground #311 - Ledena dvorana Pionir Beograd

IIHF WM Division II Grupp A in Belgrad
Israel gg. Estland 3:16 (0:6;1:4;2:6) Zuschauer 320
Serbien gg. Island 3:4 n.P. (0:2;1:1;2:0;0:0;0:1) Zuschauer 1.321

TAG 4 - Letzter Stadtrundgang und Abreise

Es wurde wieder ausgiebig gefrühstückt, danach gepackt und die Reisetaschen im luggage room des Hotels hinterlegt. Mit dem Bus fuhren wir wieder in die Stadt, Ziel war die größte Kirche Belgrads, dem Dom des Heiligen Sava. Der imposante Bau ist noch nicht vollkommen fertig gestellt und wirkt gerade im Innenbereich sehr roh. Weiter ging es dann in Richtung Fußballstadion von Partizan Belgrad. Der weg erschien zuerst zu Fuß als machbar, auf halber Strecke, mitten im Krankenhausgelände von Belgrad nahmen wir dann doch ein Taxi, was uns schnell und sicher ans Ziel brachte. Dort angekommen entschieden wir uns nach kurzer Beratung zu einer englischsprachigen Stadionführung für 300,00 RSD. Der Weg führte uns von Trophäenraum einmal rund um das Fußballfeld. Ähnlich wie der lokale Feind "Roter Stern" hat Partizan ein ordentlich großes Stadion. Nach gut einer Stunde waren wir um ein paar Eindrücke reicher. Zu Fuß ging es zu dem ca. 500 Meter entfernet Stadion vom Roten Stern, wo wir nochmal in Ruhe einen Blick außen herum werfen konnten. Per Bus ging es dann zurück zum Hotel und per Taxi zum Flughafen, wo wir die Heimreise antraten.

Geschrieben von dd1lar am 06.05.2014  •  Kommentare (0)

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